Wie schnell doch die Zeit vergeht

Nicole gastierte am 8. September 2023 in der Stadthalle in Gifhorn

Sie ist seit 1981 eine feste Größe in der deutschen Showlandschaft, Mit sechzehn Jahren debütierte sie mit der Single Flieg nicht so hoch mein kleiner Freund, ein Jahr später gewann sie als erste Deutsche den Grand Prix Eurovision de la Chanson mit Ein bisschen Frieden, seitdem ist sie nicht mehr wegzudenken aus der Showbranche. Natürlich hatte auch ihre Karriere Aufs und Abs aber sie ist wie eine Aktie, sie war und ist immer da – Nicole!

Der Abend in Gifhorn beginnt mystisch. Ganz in schwarz gewandet betritt die Künstlerin unter fast träger musikalischer Begleitung ihrer Band die Bühne und intoniert Ich bin zurück. Natürlich erkennen die Fans den Titel und goutieren das mit frenetischem Applaus. Es folgen weitere neue und älterer Songs die einen guten Mix ergeben und für jeden der Konzertbesucher etwas bieten. Es gibt so viele Sänger und Sängerinnen, die sich heute für etwas Besseres halten und ihre Lieder, die mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel haben, nicht mehr singen wollen. Bei Nicole ist das anders. Sie kennt die Fäden der Marionette Publikum, weiß geschickt damit zu hantieren. Es ist immer wieder ein Lied dabei, dass vielleicht nur einer Handvoll Fans gefällt, aber diese werden bedient und es wird nie peinlich. Richtig emotional wird der erste Teil der Show mit einem Lied zu ihrer Liebe zu Südafrika. Das klingt ehrlich schon in der Anmoderation. Nicole singt zwar über die Schönheiten des Landes vergisst aber auch die immer noch herrschende Apartheit nicht.

Nach fast einer Stunde kündigt sie eine Pause an. Doch einen Moment zum Verweilen und neue Kräfte tanken hat sie nicht. Geduldig und routiniert empfängt sie Fans, die ein Meet and Greet mit ihr gewonnen haben. Der zweite Teil der Show beginnt ungewöhnlich. Plötzlich steht die Künstlerin mitten im Publikum und singt Allein in Griechenland. 1985 gelang ihr damit ein erster Platz in der ZDF-Hitparade. Dann beginnt sie zu covernd und singt Udo Jürgens‘ Griechischer Wein. Richtig emotional wird es bei dem Lied Ich hab‘ dich geliebt. Die Nummer dürfte bei vielen Zuschauern zu Gänsehaut geführt haben. Das offizielle Konzert wurde beendet durch Nicoles Party. Das Publikum hielt es nicht mehr auf seinen Plätzen. Sie kamen zur Bühne und tanzten zu Hits wie Mit dir vielleicht oder Dann küss mich doch beendet sie das offizielle Konzert. Wo bleibt aber Ein bisschen Frieden? Der Erfolgssong wird geschickt als Zugabe serviert. Natürlich darf die weiße Gitarre nicht fehlen.

Es war ein intensiver Konzertabend, der kaum Wünsche offenließ. Es war funky, inhaltsvoll und emotional. Nicole wird besser und besser je länger ihre Karriere dauert.

Die Show "Ich bin zurück" läuft noch bis 17. Dezember 2023 durch viele deutsche Städte

 

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Bleibt sich treu und entwickelt sich weiter – Nicole

 

Nicole veröffentlicht neues Album „50 ist das neue 25“

 

Sie ist eine unglaubliche Künstlerin. 1982 gewann sie siebzehnjährig den Eurovision Song Contest. Seitdem hat sie viele Höhen des Musikgeschäfts durchlebt, war die erfolgreichste Sängerin in der legendären ZDF-Hitparade, hatte unzählige Nummer-Eins-Hits, gehört einfach zum festen Etablissement der deutschen Showszene. Wenn jemand fast vier Jahrzehnte kontinuierlich präsent ist, erfindet sich mancher Kollege gern neu, wechselt das Fach, entwickelt sich vom Schlagersänger zum Chansonier oder wird Musicaldarsteller. All das hat sie nicht nötig, diese Frau ist sich immer treu geblieben, hat an sich gearbeitet und sich doch weiterentwickelt. Jetzt stellt sie ihr neues Album „50 ist das neue 25“ vor – Nicole!

 

Sie hat sich Zeit gelassen für eine neue Produktion. Vor mehr als zwei Jahren erschien ihr vielbeachtetes Album „12 Punkte“ mit Eurovision-Titeln auf Deutsch. Für die neue Produktion holte sie sich hochkarätige Musiker wie Heinz Rudolf Kunze ins Boot. Geht so etwas gut? Eine bekannte Schlagersängerin und ein Pop-Poet? Es geht! Und wie! Kunze zeichnet für insgesamt acht Texte verantwortlich. Vor allem das sehr sensibel gesungene Duett zwischen Nicole und Heinz Rudolf Kunze fällt sehr angenehm aus dem Rahmen, unplugged und auf das Wesentliche reduziert. So kann der Song aus den 1980 er Jahren durchaus weiterleben. Für das Arrangement von „Alle Menschen sind besonders“ wurde auf großen Pomp verzichtet, das schmust sich leicht in die Ohren. Fast wie eine Märchenerzählerin interpretiert sie den Song „Der Maharadscha“. Mit „Können wir nicht Fremde bleiben“ dürfte die Sängerin vielen Frauen, vielleicht auch Männern“, aus dem Herzen sprechen. Die Nummer setzt sich damit auseinander, dass Liebe und Beziehung auch immer Arbeit und Beachtung bedeutet.

 

Auch als Textdichterin und Komponistin ist Nicole auf dieser Produktion vertreten. Das wird vor allem bei dem Lied „Mein lieber Mann“ ganz deutlich. Den Text scheint die Sängerin aus Überzeugung geschrieben zu haben - und doch mit einem Augenzwinkern. Der Twist-Rhythmus ist zwar Retro, aber das macht auch den Charme des Songs aus. „Eine richtige Frau“ schielt ein wenig auf den Titel „Männer“ von Grönemeyer – dieser Kunze-Text war mehr als überfällig. Nicole überzeugt damit grandios! Ob man sich noch Texten und Liedern wie „Goodbye Hollywood“ annehmen muss, ist eine Geschmacksfrage. Das Lied wirkt auf dem Album ein wenig verloren, als hätte man einen dreizehnten Song gesucht. Die Traumfabrik ist einfach schon zu oft in Szene gesetzt worden.

 

Insgesamt hat Nicole eine sehr starke Produktion vorgelegt. Modern, tanzbar, anspruchsvoll von den Texten und Arrangements. Ihre Stimme hat immer noch dieses wundervolle Timbre, das sie schon 1982 besaß, nur jetzt eben entwickelter und gereifter, bei allem Respekt!

12 Punkte!

Nicole veröffentlicht ihr ungewöhnlichstes Album am 14. April 2017

 

Seit 1956 gibt es den Eurovision Song Contest. Viele Sieger und Teilnehmer sah man kommen und gehen, manchmal reichte es nicht einmal für eine nationale Karriere. Wurden bisher immer Namen wie Udo Jürgens, Abba und Vicky Leandros als die ewigen Sieger bezeichnet muss Nicole mit dieser Produktion jetzt unbedingt dazugezählt werden. In der fast vier Jahrzehnte andauernden Karriere der Saarländerin gab es Aufs und Abs, aber sie ist wie eine Aktie, sie war und ist immer da.

 

Anders als eine France Gall, die im Laufe ihrer musikalischen Entwicklung nur ungern an ihren Eurovision-Sieg erinnert wurde, steht Nicole grundsätzlich zu ihrem Sieg mit „Ein bisschen Frieden“. Sie singt den Titel heute noch und bleibt dabei authentisch. Okay, Lena hat den Song-Contest auch für Deutschland gewonnen, aber Nicole bleibt für immer die erste Siegerin für ihr Heimatland.

 

Mit dem Album „12 Punkte!“ setzt sie jetzt neue Maßstäbe. Natürlich kennen eingefleischte Fans jedes Lied dieser Produktion, aber es ist trotzdem etwas ganz Neues. Alle Titel, mit ganz wenigen Ausnahmen, werden auf Deutsch interpretiert. In der Ballade „Halt mich fest“ (Hold me now von Johnny Logan) liegt eine heitere Melancholie und sehr viel Herzwärme, es entsteht der Eindruck, dass Nicole gar nicht an das Original heranreichen will. Sie macht etwas sehr Eigenes daraus und das ist gut so. Mit „Merci Cherie“ avanciert sie zur gehobenen Chansonsängerin. Irgendwo da oben lächelt Udo Jürgens. „Küsse von dir“ (Save your kisses for me von Brotherhood of men) und „Ding-a-Dong“ (Original von Teach In) waren und bleiben Schlager, egal ob auf Deutsch oder Englisch. Sie beleben das Album und nehmen ein wenig die manchmal etwas vorhandene Schwere der getragenen Songs. Ähnlich ist es bei „Dann kamst du“ (Après toi von Vicky Leandros), eine schwere Nummer, eine große Nummer, die Nicole auch auf ihre eigene Art zu interpretieren weiß. Das Lied klingt flockiger als im Original. Das etwas dunkle Timbre ihrer Stimme kommt bei „Euphoria“ (im Original von Loreen) sehr gut zum Ausdruck, damit entfernt sie sich angenehm am weitesten von ihrer bisherigen Domäne dem Schlager. Man wünscht sich fast Nicole hätte schon früher ab und zu aus diesem Genre ausbrechen sollen. „Ein bisschen Frieden“ bleibt immer „Ein bisschen Frieden“. Das Lied ist einfach zeitlos und wird von der Künstlerin in jedem Alter gesungen werden können. Das ist damals ein sehr durchdachter Schachzug des Komponisten Ralph Siegel gewesen, einem jungen Mädchen dieses Lied zu schreiben. „Hallelujah“ (Original von Gali Atari & Milk & Honey) wird zu einer Hymne, ähnlich wie die ursprüngliche Version kommt dieser Song leicht daher und hat nach wie vor eine große Aussage. Neben einer deutschen Version singt Nicole „Fly on the wings of love“ auch auf Englisch als Trio mit den Siegern aus dem Jahr 2000, den Olsen Brothers. Gelungen, die drei Künstler zusammen hätten damals auch gewonnen. Die italienische- und Originalversion von „Insieme“ (Toto Cotugno gewann damit 1990) singt Nicole zusammen mit Hape Kerkeling. Der Comedian läuft allerdings seiner Hauptakteurin Nicole stimmlich etwas hinterher, Comedy Akzente bei zukünftigen Liveauftritten sind wohl beabsichtigt. Hier wird der Hörer eines Besseren belehrt. Denkt man, dass der Song ausschließlich von einem Mann gesungen werden sollte, gerät man ins Zweifeln. Es ist wahrscheinlich die italienische Sprache, die die Sängerin das Werk zu ihrem machen lässt.

Insgesamt betrachtet hat Nicole mit dieser Produktion einen weiteren Meilenstein in ihrer Karriere gesetzt. Es ist gelungen alte Songs zu neuen Liedern zu machen, was sicherlich nicht nur den Arrangements zuzuschreiben ist, sondern in erster Linie Nicoles Stimme und Persönlichkeit.

 

Katnr: 4053804309806 ab 14.04.2017 bei TELAMO

 


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