Ganz großes Kino

Das Musical `N bisschen Frieden – Rock ‘n Roll Summer hatte am Donnerstag Welturaufführung in Duisburg

Dass die Pandemie auch positive Seiten hat, bewies der Komponist Ralph Siegel am Donnerstagabend im Theater am Marientor. Binnen kürzester Zeit zauberte er scheinbar mühelos seinen nächsten Erfolg aus dem Ärmel, das Musical `N bisschen Frieden – Rock ‘n Roll Summer. Sämtliche Kompositionen entstanden aus seiner Feder, ein sehr geschicktes Zusammenspiel neuer Werke und bereits vor Jahren geschriebenen Songs, die neue Texte und Arrangements erhielten.

Ronald Kruschak, der die Story gestaltete, verzichtet dabei auf Klischees. Er erzählt eine bewegende Ost-Westliebesgeschichte, die erst nach Jahrzehnten zu einem Happyend führt. Die teils neuen Texte zu älterem, aber unbekannterem Liedgut, steuerten Michael Kunze und Bernd Meinunger bei. Diese Zusammenarbeit der drei Künstler führte schon vor über vierzig Jahren zum Erfolg und hält an.

 Die Hauptrolle des Ricky Steiners mit Tim Wilhelm (Münchner Freiheit) zu besetzen war eine geniale Idee, er spielte den geflüchteten DDR-Musiker nicht, er lebte ihn auf der Bühne. Seine Stimme und überhaupt seine Rampenpräsenz suchen ihres Gleichen. Das über dreißigköpfige Ensemble glänzte auf der ganzen Linie. Es ist schwer hier jemanden besonders herauszustellen. Aber eine Show in der Show lieferte Henriette Schreiner, die als Stasi-Freudenmädchen Moni ein hinreißend komisches Solo hinlegte. Ihr For you (damals für Lou Hoffner geschrieben) in sächsisch gefärbtem Englisch riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.

Hauptdarsteller Tim Wilhelm als Ricky Stiener

Natürlich steht das Musical in engem Zusammenhang mit dem Grand Prix Eurovision. Nicht nur eingefleischte ESC-Fans erkannten schnell Titel aus Vorentscheidungen oder Finalen wie Mannequin, Frei zu leben oder If we all give a little. Auch dass das Finale der Show in Brighton stattfindet, hat viel mit Ralph Siegel zu tun. Hier erlebte er 1974 seinen ersten Erfolg beim ESC. Ireen Sheer belegte damals einen hervorragenden vierten Platz für Luxemburg mit einer Siegel-Nummer.

Das Präsidium des Eurovision Club Germany eV war begeistert v. l. Dr. Michael Sonneck, Erwin Wiesen, Ralph Siegel und Elvira Greiß

Es wird Ralph Siegel einfach nicht gerecht ihn nur als Mister-Grand-Prix zu bezeichnen. Dieser Mann hat vielen Sängern zum Erfolg verholfen, ist dabei immer Mensch geblieben. Sein Traum vom eigenen Musical hat sich jetzt gleich doppelt erfüllt. Demnächst geht sein Werk Zeppelin in Füssen mit weiteren sechzig Vorstellungen in die dritte Runde. Es ist diesem hervorragenden Musiker so zu wünschen, dass auch ´N bisschen Frieden – Rock ‘n Roll Summer daran anknüpft. Die Zeichen stehen gut dafür, das Thema liegt leider am Puls der Zeit!

Ebenfalls sehr angetan von dem Musical Premierengäste Lou Hoffner (For you) und Wolfgang Bosbach

(Copyright Gerd Steinle)

 

 

 

Er lebt Musik
 

Ralph Siegel feiert einen runden Geburtstag

Die Anzahl seiner Kompositionen ist nicht mehr überschaubar. Er hat vielen Künstlern zu nationalen und internationalen Karrieren verholfen. In seiner über fünfzigjährigen Karriere hat er vierundzwanzigmal am Eurovision Song Contest als Komponist und Produzent teilgenommen. Am 30. September wird Ralph Siegel nun 70 Jahre alt und blickt auf ein erfolgreiches Leben zurück bzw. schaut zuversichtlich in die Zukunft.

Sein Schaffen einzig und allein auf den Eurovision Song Contest zu reduzieren würde dem Multitalent nicht gerecht werden, obwohl seine Breitenpopularität gerade aus diesem Wettbewerb resultiert. Seit 1974 hat er insgesamt vierundzwanzigmal teilgenommen. Nicht nur für Deutschland konnte er zehnmal Top-Ten-Platzierungen verbuchen. Der wohl größte Erfolg war Nicoles Sieg 1982 mit „Ein bisschen Frieden“ in Harrogate. Dass 2016 ein Silberjubiläum mit der fünfundzwanzigsten Teilnahme gefeiert werden kann, dürfte unausweichlich sein. Siegel gilt als erfolgreichster Komponist in diesem Wettbewerb überhaupt

                                                                                                                                                                                     

Das musikalische Talent wurde dem 1945 geborenen Künstler in die Wiege gelegt. Sein Vater war der – auch international – erfolgreiche Produzent und Komponist Ralph Maria Siegel, seine Mutter Ingeborg Döderlein feierte als Operettensängerin Erfolge. Nach dem Tod des Vaters 1972 baute der junge Ralph Siegel den Musikverlag seines Vaters zu einem Imperium aus. Er suchte nach Künstlern auf der ganzen Welt, die er erfolgreich produzierte. Seine perfekten englischen, französischen und italienischen Sprachkenntnisse halfen ihm dabei. Sein Firmenlabel weitete er bis ins Mekka der Countrymusik nach Nashville aus. Karrieren, die im Lauf der Jahre etwas an Glanz verloren verhalf er zu neuen Erfolgen. Ohne Ralph Siegel wäre das bis heute populäre „Hossa“ eines Rex Gildos nie möglich gewesen. 1977 entstaubte er das Image von Roy Black und bescherte ihm den Nummer-Eins-Hit „Sand in deinen Augen“. Ehrfurcht hatte Siegel vor dem damals absoluten Quotenbringer und Publikumsliebling Peter Alexander, dem er Erfolgstitel wie „Die kleine Kneipe“ oder „Hier ist ein Mensch“ schrieb. Seine 1979 gegründete Gruppe Dschingis Khan machte eine Weltkarriere, die bis heute andauert, wenn auch in zum Teil neuer Besetzung

                          Nicht nur für Deutschland beim ESC erfolgreich. Zum vierten Mal in Folge schrieb Ralpf Siegel den Beitrag für San Marino, hier in Wien 2015 mit Anita & Michele

Ralph Siegel war dreimal verheiratet. In einem kürzlich ausgestrahlten Interview bei DAS (NDR) meinte die Moderatorin, dass er beruflich zwar überaus erfolgreich ist, im Privatleben aber viel Pech gehabt hätte. Schmunzelnd meinte Siegel, dass er immer lange Beziehungen und Ehen gepflegt hätte und dass das doch als Glück zu bezeichnen wäre. Wer will ihm das absprechen. In seiner soeben erschienenen Autobiographie geht er teils humorig und sehr sensibel mit den Frauen in seinem Leben um und berichtet über viele Anekdoten aus dem Showgeschäft. Auch sein Wirken, seine Aufs und Abs beschreibt er sehr eindringlich. Ein wunderbarer Blick in den Spiegel.

Ein großer Traum im Leben des Komponisten scheint jetzt auch kurz vor der Erfüllung zu stehen. Schon immer träumte Ralph Siegel davon ein Musical auf die Bühne zu bringen. Im März feierte „Johnny Blue“ im tschechischen Brünn seine Weltpremiere. Insgesamt wurden über dreißig Lieder von Ralph Siegel in die Handlung eingebaut. Seitdem spielt das Stück jeden Abend vor ausverkauftem Haus – auf Tschechisch. Jetzt wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass in absehbarer Zeit das Bühnenwerk nach Deutschland kommt.

Ralph Siegel ist ohne Zweifel einer der größten Komponisten unserer Zeit und immer noch für Überraschungen und neue Ideen gut!

Herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag Mr. Music!


Datenschutzerklärung