Dem Publikum den Spiegel vorgehalten

Liebe Lust und Hexenschuss gastierte am 24.11.2024 in Salzgitter-Bad

Wer hat das nicht schon wahrgenommen, im Restaurant sitzt sich ein Ehepaar gegenüber, schweigt sich an, ist nur mit sich selbst und seinem Handy beschäftigt, hat das Interesse am anderen verloren. In ganz ungewöhnlicher Form hat Lou Hoffner jetzt eine szenische Lesung Liebe, Lust und Hexenschuss über dieses Phänomen geschrieben.

Gedeon Burkhard, bekannt aus Kommissar Rex, und Lou Hoffner, zweimalige Grand-Prix-Teilnehmerin, zeigten in Salzgitter-Bad die ganze Bandbreite ihres schauspielerischen Könnens. Souverän, humorig, nachdenklich beginnen Richard und Monika endlich nach rund dreißig Ehejahren sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und das auch in einer heute fast antiquierten Form – mit Unterstützung von Briefen, die sich das Ehepaar einst gegenseitig schrieb.

Copyright: Gerd Steinle

Zunächst denkt der Zuschauer an das weltberühmte Love Letters von Albert Gurney, das von der Dramaturgie ähnlich aufgebaut ist wie Liebe, Lust und Hexenschuss. Lou Hoffner war damit drei Jahre erfolgreich auf Tournee. Doch diese szenische Lesung ist in erster Linie humorig angelegt und endet nicht im Tod sondern in einem Happyend!

 

Gedanken, Hassgelüste, Lügen aber auch romantische Momente lassen die beiden Akteure Revue passieren. Alles, was jahrelang ungesagt blieb, wird an diesem Abend laut. Dabei wird dem Publikum bewusst, dass sich dieses Ehepaar wohl doch nicht so ganz egal ist. Hier erkennt sich der eine oder andere Zuschauer wieder. Schließlich haben beide das heute Verschwiegene in Briefen festgehalten, und sich diese in den Anfängen ihrer Beziehung zugeschickt. Nun sitzen sie sich gegenüber und reden über ihr Leben. Ab und zu zieht einer der beiden einen Brief aus einem Koffer, der auf dem Dachboden wiedergefunden wurde und liest dem anderen vor. Natürlich gibt es Vorwürfe wie „Ich habe dich um Verzeihung gebeten, die einzige Möglichkeit als Mann das letzte Wort zu haben“ oder die Vorhaltung „Ich wusste nicht, dass es eine wissenschaftliche Abhandlung zur Aufbewahrung von Kochlöffeln gibt“. Sichtlich lustig machen sich beide über eine uralte Erfahrung im Ehebett „Oh mein Gott ja, das Wasserbett, du bekamst einen Hexenschuss und ich wurde seekrank“. Aber auch über zwei Affären werden sich Vorhaltungen gemacht, die aber tatsächlich nie stattgefunden haben. Diese Lüge hält Burkhard als Richard seiner Frau im Detail vor, er enttarnt sie. Die gespielte Mimik Hoffners ist großartig, damit haben beide die Lacher des Publikums auf ihrer Seite. Das Arrangement beider Akteure ist perfekt, sie treffen die richtigen Töne und, trotz abgeschliffenem Ehealltag finden sich ihre Blicke mehr und mehr an diesem Abend. Vergleiche zu dem großartigen Film Wer hat Angst vor Virginia Woolf mit Richard Burton und Liz Taylor sind durchaus berechtigt. Zum Schluss wird es dann doch noch ganz modern und das Handy kommt zum Einsatz, allerdings mit einer hocherfreulichen SMS, die die beiden wieder vereint, Neustart also nicht ausgeschlossen!

Das gut besuchte Forum goutierte mit heftigem Schlussapplaus, es flog sogar ein Rosenstrauß auf die Bühne, ein teils besinnlicher, teils heiterer Abend mit viel Wiedererkennungseffekt.

Die Show geht weiter:

 

16.01.2024 Dienstag 19:30 h

86199 Augsburg

Parktheater im Kurhaus Göggingen

Tel.: 01806-570070

 

18.01.2024 Donnerstag 20:00 h

68766 Hockenheim

Stadthalle Hockenheim

Tel.: 01806-570070

 

20.01.2024 Samstag 19:00 h

58809 Neuenrade

Hotel Kaisergarten - Neuenrade

Tel.: 02392 – 6930

 

17.04.2024 Mittwoch 20:00 h

70469 Stuttgart

Friedrichsbau Varieté Stuttgart

Tel.: 0711-2 555 555

 

18.04.2024 Donnerstag 20:00 h

73614 Schorndorf

Barbara-Künkelin-Halle Schorndorf

Tel.: 01806-700733

 

19.04.2024 Freitag 20:00 h

67714 Waldfischbach-Burgalben

Bürgerhaus Schuhfabrik Waldfischbach-Burgalben

Tel.: 01806-700733

 

Weitere Termine sind in Planung

 

 

********************************************************

 

Von Gestern war nichts zu spüren 

Zum 100. Geburtstag von Bert Kaempfert gastierten Künstler am Samstag in der Laeiszhalle zeitlose Musik des Komponisten unter dem Motto Today & Yesterday

Er zählt bis heute zu den wenigen deutschen Musikern und Komponisten denen Weltruhm zuteilwurde. Auch wenn er schon mit sechsundfünfzig Jahren einem Schlaganfall erlag, lebt seine Musik weiter und hat diesseits und jenseits des Atlantiks nach wie vor seine Anhänger. Der runde Geburtstag inspirierte den Jazz- und Popsänger Marc Secara, zusammen mit der Tochter Kaempferts Doris, ein Konzert mit den Evergreens des Musikers zu inszenieren.

Eine handverlesene Auswahl von Musikern, darunter der Trompeter Florian Menzel, folgten dem Bandleader Wolfgang Köhler, der die Klassiker des Meisters in modernen Arrangements präsentierte.

Götz Alsman, der die Moderation des Abends übernommen hatte, ließ es sich natürlich nicht nehmen auch selbst zu singen und begleitete sich nur auf seiner Ukulele. Seine Art sich und (s)ein Programm über die Rampe zu bringen ist bekannt. Flapsig, manchmal nachdenklich aber immer klug und informiert zelebrierte er dieses Ausnahmeevent.

Silvia Vrethammar im Gespräch mit Götz Alsman 

Viele Jahre war die Schwedin Silvia Vrethammar nicht mehr auf deutschen Bühnen zu sehen. Sie trat als erste Solistin auf und wurde stürmisch gefeiert. Den zweiten Teil des Abends machte die Künstlerin fast zu einer One-Woman-Show. Auf einer Leinwand wurde ein Auftritt von ihr und Kaempfert aus dem Jahre 1979 eingespielt, sie sang damals Blue Spanish Eyes, mühelos sang sie jetzt ein Duett mit sich selbst. Die Stimme von damals und das jetzt gereifte warme Timbre ihrer Töne ergänzten sich perfekt und wurde vom Publikum frenetisch gefeiert. Das war es aber noch nicht. Mit Marc Secara sang sie zwei weitere Duette.

Duett mit Marc Secara und Silvia Vrethammar

Auch Pe Werner glänzte an diesem Abend. Ihr gerade erschienenes Album Hereinspaziert umfasst ausschließlich Kompositionen von Bert Kaempfert, die sie mit zeitgemäßen deutschen Texten versehen hat. So wird aus dem Klassiker Lonely Is The Name – Dieses Blaue Kleid. Die Künstlerin beweist mit ihren Liedern einmal mehr, dass sie eine Poetin der deutschen Sprache ist, die immer auf den Punkt trifft.

Die mit DePhazz bekanntgewordenen Sänger Pat Appleton und Karl Frierson begeisterten solistisch und als Duett.

 

Finale v. l. Jiggs Whigham, Silvia und Pe Werner (verbeugend)

Es ist erstaunlich welche Revue der Abend passieren ließ. Kaempfert arbeitete mit Elvis, Frank Sinatra oder Dean Martin, das ist hinlänglich bekannt. Dass die deutsche Nummer Muss I Denn Zum Städtele hinaus auf Englisch in den USA sechs Wochen ein Nummer-Eins-Hit war, überraschte. Hielt man den Song doch bisher für ein deutsches Volkslied. Zum Finale verabschiedeten sich alle Beteiligten des Abends bei ihrem Publikum, das die Musiker nicht von der Bühne lassen wollte. Erst nach dem zweiten Danke Schoen war das Konzert zu Ende.

 

Die zweieinhalb Stunden vergingen wie im Fluge, der Abend war mehr als eine Hommage an einen großen Künstler und verklärte auch nichts – ganz im Gegenteil! Diese Musik ist catchy, hat einen hohen Wiedererkennungsfaktor und man swingt einfach mit, das hat nichts mit in der Vergangenheit schwelgen zu tun.

 

 

**********************************************

 

 Ein Abend und zwei Shows

Musical Mata Hari hatte Uraufführung im Theater am Gärtnerplatz in München

Sie war eine der ersten bekannten Femme fatales des 20. Jahrhunderts. 1876 wird Margaretha Geertruida Zelle in Leeuwarden in bürgerlichen Verhältnissen geboren. 1895 heiratet sie den zwanzig Jahre älteren Kolonialoffizier Rudolph Macleod, mit dem sie nach Java übersiedelt. Ein Kind, das sie bekommt stirbt kurz nach der Geburt. Margaretha werden die Zwänge der Ehe zu eng, sie lebt sich in Affären vom Ehealltag aus. Arbeitet als Tänzerin und Schauspielerin, wird zur Doppelagentin im ersten Weltkrieg und wird schließlich 1917 von den Franzosen dafür hingerichtet.

Ann Sophie Dürmeyer als Popstar der Gegenwart, eine Show in der Show

In der heutigen Zeit scheint an dieser Geschichte nichts Außergewöhnliches zu sein. Oder doch? Zugegeben, die eigentliche Geschichte gibt nicht viel her. Ein Familiendrama wie man es aus Ibsens Nora kennt. Dann gelingt den Machern Isabella Gregor (Regie), Marc Schubring (Musik und Texte) und Kevin Schroeder (Buch und Liedertexte) etwas Geniales. Sie siedeln das Musical auf zwei Ebenen an, eigentlich sogar auf drei. Die ursprüngliche Handlung, nennen wir es Szenen einer Ehe, kommt wie ein herkömmliches Schauspiel mit Musik über die Rampe. Die zweite Ebene wird in die Gegenwart verlegt. Mata Hari spielt einfach eine Doppelrolle. Die wunderbare und stimmstarke Ann Sophie Dürmeyer singt mal balladesk, mal poppig dann wieder fast rockig, das eben Gesehene im Hier und Jetzt. Nicht jeder der Zuschauer versteht sofort, was damit gemeint ist. Die Inszenierung ist aber so gut, dass spätestens nach fünfzehn Minuten alles klar sein dürfte. Femme fatales gab es damals und natürlich auch noch heute. Dürmeyer lebt die Facetten dieser Mata Hari bis ins Detail aus. Sie fasst nicht nur das eben Gesehene zusammen, nein, sie gibt ihm eine ganz eigene Note. So entsteht eine Show in der Show!

Begegnung zwischen Mata und Mata (vor links über ihren Mann gebeugt Florine Schnitzel, mittig Ann Sophie)

Den Ehemann von Margaretha, der von Armin Kahl gespielt wird, wünscht man sich in manchen Szenen stärker. Er versucht den Macho zu geben, spielt die Rolle aber nur. Seine Stimmlage ist schwierig einzuschätzen. Möchte er nun Tenor oder doch lieber Bariton sein? Dagmar Hellberg brilliert als verwitwete Offiziersgattin.

Das Stück endet, wie es angefangen hat. Mata Hari wird erschossen. Noch einmal wird ihr ihr ganzes Leben fast im Zeitraffer vor Augen geführt. Dann ein Knall und dann ist Mata Hari Geschichte. An dieser Stelle sollte das Musical sein Ende haben. Aber nein, jetzt werden zwei Shows im letzten Akt zusammengeführt. Florine Schnitzel (Margaretha in ihrer Zeit im Schauspiel) und der Popstar Ann Sophie singen ein Duett. Sie machen das hervorragend zusammen, aber für den Effekt der Geschichte ist das überflüssig.

Das Publikum war begeistert und spendete lang anhaltenden Beifall.

Copyright Photos: Marie Laure Briane

Nächste Vorstellungen:

09.04., 10.04., 04.07. und 05.07.2023
 
 

 

 

 

 

 

Viel Theater ums Theater

 

Die Wahrheit über Dinner for one hatte am Nikolaustag Premiere in der Komödie am Altstadtmarkt

Seit 1963 ist der Sketch für viele Fernsehzuschauer am Silvesterabend Pflichtprogramm. Mit über zweihundert Ausstrahlungen gehört das Stück zu der am meisten wiederholten Sendung im deutschen Fernsehen. Wie es überhaupt zu der Produktion kam zeigt nun das Bühnenstück von Jan-Ferdinand Hass. Der Autor lässt Fiktion und Realität miteinander verschmelzen.

Manon Straché als Miss Sophie, Peter Nottmeier als Butler James - Copyright: imagemoove Hannover *)

Handlungsort ist das Edward-Taylors-Theater in Blackpool am Silvestertag des Jahres 1962. Der Intendant hat sechs Akteure verpflichtet, die Rollen in dem Stück zu übernehmen. Zunächst scheint sich alles gut zu fügen, aber nach und nach fallen vier Schauspieler aus. Übrig bleibt die Rolle der Miss Sophie und die des Butlers James, die den Sketch zu Weltruhm gelangen lassen. Der eigentlichen Komödie an diesem Abend wird zum Finale durch die Aufführung der Posse die Krone aufgesetzt.

Besondere Wandlungsfähigkeit beweist Peter Nottmeier in der Rolle des Schauspielers Freddie Frinton, der später den Butler gibt. Wirkt er in der Vorbereitungsphase eher etwas ungelenk und blass entfaltet er sein komödiantisches Talent als James auf wunderbarste Art und Weise. Das lässt sich mit einem Sänger vergleichen, der ein Lied covert und daraus, trotz uneinholbarem Original, etwas ganz Eigenes macht. Den ständig genervten und cholerischen Theaterdirektor spielt Thomas Henniger von Wallersbrunn überzeugend. Botond von Gaal hat viele Lacher als alternder schwuler Schauspieler auf seiner Seite.

v. l. Ronja Geburzky, Ferdinand Ascher, Thomas Henniger von Wallersbrunn, Peter Nottmeier, Botond von Gaal, Manon Straché

*)

Neben Peter Nottmeier dominiert Manon Straché an diesem Abend. Sie spielt entwaffnend bis ins Detail und zeigt eine unglaubliche Bandbreite ihres Könnens. Mühelos parliert sie mit englischem Akzent als Hollywoodagentin, dann wieder französich gefärbt als Stewardess, als überkandidelte Filmdiva und letztlich als Miss Sophie, die das Original aus dem Film trotz aller Brillanz am Leben lässt. Manon Straché ist für die Komödie gemacht und eine unglaubliche Bereicherung für diese Braunschweiger Bühne.

Bereits in der Pause waren viele positive Reaktionen vom Publikum zu vernehmen. Es muss eine Gratwanderung für den Spielleiter gewesen sein, diesem ursprünglichen Sketch eine akzeptable Geschichte hinzuzufügen und diese sensibel und facettenreich umzusetzen. Die Uraufführung dieses Stückes ist unter der Regie von Florian Battermann mehr als gelungen.

 

... läuft noch bis 13. Januar 2019

Tickets + Termine

 

Glückliche Gesichter nach gelungener Premiere: v. l. Regisseur Florian Battermann, Manon Straché, Ronja Geburzky, Carsten Graf (Sponsor PSD-Bank), Peter Nottmeier, Botond von Gaal, Ferdinand Ascher, Thomas Henniger von Wallersbrunn

Copyright: Schmidt-Treptow Künstler- und Medienkontakte

Komödie mit Tiefgang

Schmetterlinge sind frei hatte am Donnerstag Premiere in der Komödie am Altstadtmarkt

Die Franzosen sind Weltmeister der schwarzen Komödie, Engländer sind groß im Cockney-Humor. Deutschland tut sich in diesem Genre immer wieder schwer. Eine Ausnahme sind oft die Inszenierungen von Florian Battermann in der Komödie am Altstadtmarkt. Dem nicht subventionierten Theater gelingt oft der Spagat des nicht am Publikum vorbei zu produzieren und doch die Qualität nicht aus den Augen zu verlieren. Unter dem Titel Butterfies are free hatte das Stück 1969 am Broadway Premiere und zählt mit über 1.100 Aufführungen zu den erfolgreichsten Stücken überhaupt. Oft stellt sich die Frage, ob Stücke dieser Art aus den 1960 er Jahren noch zeitgemäß sind und noch häufiger wird dieses verneint. Schmetterlinge sind frei sucht man auf den Spielplänen deutschsprachiger Bühnen vergeblich – schade, denn sogenannte Eislaufmütter, die nicht loslassen können von ihren Kindern und immer nur das Beste wollen, nehmen zu. Es nervt schlichtweg, wenn Jungen und Mädchen oft wie Prinzen und Prinzessinnen erzogen werden. Man will ja schließlich nur das Optimum für seinen Nachwuchs erreichen. Insofern traf die Inszenierung augenzwinkernd ins Schwarze!

 

... überzeugt von Minute zu Minute mehr als blinder Don - Andreas Werth

Die rund dreihundert Zuschauer wurden zwei Stunden lang ein paar Jahrzehnte zurückkatapultiert. Das muss beabsichtigt gewesen sein. Was soll auch verändert werden? Die Eltern-Kind-Problematik gilt heute wie damals. Das Bühnenbild ist mit viel Liebe zum Detail gemacht worden. Mancher im Publikum schwelgt sicher in etwas Wehmut an die Flower-Power-Zeit. Nein, hier gibt es nichts zu kritisieren! Eine moderne Inszenierung, vielleicht auf einer schwarzen Bühne, wäre am Geschmack des Auditoriums vorbeigegangen. Guter Schachzug, Herr Battermann!

Andreas Werth, der den blinden Don spielt, steigt gleich zu Beginn des Abends fast unbekleidet aus einer Blechwanne, ein leichtes Raunen geht durch den Raum. Zunächst wirkt er etwas unbeholfen. Die Rolle eines Menschen ohne Augenlicht erarbeitet er sich aber von Minute zu Minute. Ihm gelingt es mehr und mehr zwei Problematiken an diesem Abend zu vereinen, die Abkapselung von der Mutter und die Selbstständigkeit eines Behinderten. Betroffenen würde so etwas Mut machen. Spätestens beim Schlussapplaus wird er belohnt, er ist authentisch und spielt seine Rolle perfekt.

 

... v. l. Manon Straché als Übermutter, Andreas Werth als Don, Joanna Semmelrogge als Jill

Den Part der Jill hat Joanna Semmelrogge übernommen. Nicht nur optisch ähnelt sie Goldie Hawn, die die Rolle in der Verfilmung spielt und einen Oscar ergattert. Sie spielt die junge Naive mit  Hingabe und Leichtigkeit und erobert im Sturm das Publikum. Semmelrogge hat ein großes Spektrum ihres Könnens gezeigt. In der Schlussszene – kurz vorm Happy End mit Don geraten die beiden Akteure emotional aneinander. Das Naivchen wird zur Frau und erkennt das wahre Leben. Hier begegnen sich Andreas Werth und seine Bühnenpartnerin auf Augenhöhe und erzeugen Spannung und Gänsehaut zugleich.

 

Die wunderbare Manon Straché gibt die Rolle der Übermutter, nein, sie gibt sie nicht, sie ist sie, bis in die Fingerspitzen! Ihre erste Szene kurz vor der Pause ist stumm und fast der Clou der ganzen Inszenierung. Unaufgefordert betritt sie das Apartment ihres Sohnes, der sie – trotz Blindheit – am Schritt erkennt. Ihr Gesichtsausdruck über die Bude ihres Jungen ist vernichtend und reißt das Publikum zu  stürmischem Applaus hin. Im weiteren Verlauf des Abends glänzt Straché mit immenser Komik und Emotionalität. Besonders die direkte Auseinandersetzung mit ihrem Sohn lassen ihre Augen feucht werden und glänzen. Man hat den Eindruck, dass sich Spiel und Realität vermischen.

Schmetterlinge sind frei ist mehr als eine Komödie. Es gibt viel Tiefgang und ruhige Momente. Florian Battermann hat es geschafft dieses doch schwierige Genre hervorragend umzusetzen, nicht zuletzt durch eine hochkarätige Besetzung. Unbedingt sehens-und erlebenswert!

Glücklich nach der Premiere: v. l. Theaterintendant Florian Battermann, Andreas Wert, Manon Straché, Joanna Semmelrogge, Jan Felski

Fotos: Copyright Imagemoove Hannover

und Schmidt-Treptow Künstler- und Medienkontakte

 

 

**********************************************************************************************************

Bette und Joan

Manon Straché und Désirée Nick gastierten am 1.11.2016 im Wolfsburger Theater mit einem Stück von Anton Burge

_______________________________________________________________________________________________________

Im Sommer dieses Jahres wurde das Stück Bette und Joan im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater mit großem Erfolg auf die Bühne gebracht. Eine jetzt anschließende Tournee führte die beiden Hauptakteurinnen Manon Straché und Désirée Nick nach Wolfsburg. Dem Regisseur Folke Braband ist eine ausgefeilte und raffinierte Inszenierung gelungen. Die Handlung ist denkbar einfach. Zwei alternde Hollywooddiven Joan Crawford und Bette Davis erhalten noch einmal die Chance ihres Lebens als ihnen der Filmstoff Was geschah wirklich mit Baby Jane angeboten wird. Das Zweipersonenstück vermischt Fiktion, Realität und Klischees auf einmalige Weise. In zwei Stunden erlebt das Publikum wie zwei Filmstars am Set während der Dreharbeiten miteinander umgehen. Nicht nur das eigentliche Spiel auf der Bühne, vielmehr die durch Nick und Straché nachgespielten Filmszenen, die geschickt immer wieder im Hintergrund in kurzen Sequenzen eingespielt werden, rufen beim Zuschauer Gruseln hervor. Die frappierende Ähnlichkeit von Manon Straché mit ihrer Kollegin Bette Davis ist gerade in diesen Szenen außerordentlich und wohl vom Regisseur gewollt.

Die Handlung selbst ist Zickenkrieg und gnadenlose Abrechnung der beiden Stars miteinander. Manon Straché wächst mehrfach an diesem Abend über sich hinaus. Bis in die Fingerspitzen ist sie Bette Davis und zieht das Publikum in ihren Bahn. Neben ihren Fernsehrollen erlebt man hier eine große Theaterschauspielerin. Désirée Nick verblasst dagegen. Die eher als Talkgast und Dschungelkönigen bekannte Akteurin spielt eigentlich nur sich selbst. Aber hat das nicht Joan Crawford auch immer getan?

 

 

 

Foto: Timmo Schreiber

Verblüffende Ähnlichkeit mit den Originalen Désirée Nick und Manon Straché in nachgespielten Filmszenen, die im  Hintergrund des Bühnengeschehens laufen

Streckenweise hat das Stück Längen, gerade wenn Nick anfängt in ihrem verblassten Ruhm als Crawford zu baden. Die Rolle der Bette wird menschlicher gezeichnet, gerät nicht zur Kunstfigur wie die ihrer Gegenspielerin.

Ob ein Theaterstück dieser Machart noch zeitgemäß ist sei dahingestellt. Das überwiegend ältere Publikum scheint zum Teil betroffen und in den Bann vergangener Hollywoodlegenden gezogen. Jüngere Zuschauer sind an diesem Abend die Ausnahme. Insgesamt ist Bette und Joan aber perfektes Theater, das nichts Anderes als unterhalten will.

 


Datenschutzerklärung